Was bedeutet ein Riss in der Leinwand?

... als Antwort entstand »Offen!«

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Irgendwann habe ich für ganz kleines Geld zwei auf Keilrahmen aufgezogene Leinwände (80 x 100 cm) erstanden, die beide einen ca. 20 cm langen Riss mitten in der Fläche haben.

Da ich es ja nicht so dicke habe, dachte ich, nicht schlimm, wird von hinten mit Gewebeband geflickt und da ich zu der Zeit gern mit dicken Schichten Sand und Wachs und Farbe Strukturen erarbeitete, fällt der Riss irgendwann nicht mehr auf.

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Nur, jedes Mal als ich auf diese Risse schaute, bekam ich langsam das Gefühl, dass ich sie mit in meine Arbeit einarbeiten sollte … und ihr Dasein einfach akzeptieren, mit der Zerstörung leben …
» … das eröffnet vielleicht ganz andere Dimensionen … glaube ich … wir werden sehen. (vielleicht schneide ich dann Leinwände mit Absicht auf …)«
Joan Miró hat Anfang der 70er Jahre eine Serie von Bildern erstellt, dessen Leinwände er von der Mitte heraus mittels eines Gasbrenners angebrannt hat (Toiles brûlées – Verbrannte Leinwände). Er wollte damit seinen Protest gegen die Kommerzialisierung der Kunst zum Ausdruck bringen. Ein paar dieser Werke habe ich 2013 in der Bretagne auf der großen Miró-Austellung gesehen. Da bekommt man schon ein mulmiges Gefühl bei solch einem Anblick.
Ich würde jetzt nicht gegen die Kommerzialisierung meiner Kunst protestieren wollen aber dieser Riss ließ mich nicht los und inspirierte mich zu der Arbeit mit dem Titel: Offen!

Der Riss in der Leinwand. Zufall oder Absicht? Akzeptieren oder vertuschen? Schmerzhafte Wunde oder Chance auf Durchblick? Die alltägliche Zerrissenheit, in der Träume mit Zwängen konkurieren, zeigen Gegensätze auf, die vielleicht keine sind. Das Tolerieren von Ungewohntem bereichert mit neuen Facetten, die sonst nie erlebt werden können.

Herausgekommen ist eine Collage aus Zeitung, Seidenpapier und Klebeband, Mischtechnik mit Acryl, Graphit, Ölkreide und Kohle auf Leinwand (80 x 100 cm).

2015 ist diese Arbeit auf dem 8. Teltower Kunstsonntag ausgestellt worden und 2017 auf der KapHoorn-Art die Neunte in Bremen und 2018 anlässlich der creARTour im Rathaus Hambergen.
Ebenfalls 2015 hat diese Arbeit in dem Blogprojekt »Picture your Song« von Raven’s Forest teilgenommen und wurde von mir mit dem Lied »Birds« von der niederländischen Sängerin Anouk vereint.